Kleingartenanlage "Nordlicht" e. V.           1983/84 - 2024
  40 Jahre grüner Daumen  

Jauchen & Brühen (Sud)                                  Beitrag von S. Holz / Gartenfachberatung KGA Nordlicht e. V.

Nachfolgend einige Informationen zur Herstellung von Jauchen oder Pflanzenbrühen auch Sud genannt. Beide Varianten haben einen hohen Stellenwert im biologischem und ökologischem Pflanzenschutz und zur Pflanzenstärkung. Es muss nicht immer die chemische "Keule" sein. 

Was unterscheidet Jauchen von Brühen (Sud)?

JAUCHEN werden aus Pflanzenteilen und Wasser (bevorzugt Regenwasser) durch längere Vergärung (ca. 10 - 20 Tage, je nach Temperatur) hergestellt. Gegen eventuelle Gerüche hilft eine Handvoll feines Gesteinsmehl mit einzurühren. Jauchen werden in der Regel in größeren Mengen bereitet, da diese nicht nur zum Pflanzenschutz sondern auch zur Düngung verwendet werden können. Hierfür große, nichtmetallische Gefäße aus Kunststoff o. ä. verwenden. Diese Gefäße brauchen unbedingt einen Deckel! Bei Metallgefäße kann es zu chemischen Reaktionen kommen, welche sich negativ auf den Gärungsprozess auswirken.

Jauchen stehen an einem sonnigen bis halbsonnigen Platz am günstigsten, sie müssen bis zur Vollendung täglich umgerührt werden, so kommt Sauerstoff in die Jauche und fördert die Vergärung. Eventuell ist es notwendig, Wasser aufzufüllen (Verdunstung). Die Jauche ist fertig, wenn sie nicht mehr schäumt - dann ist der Gärprozess gestoppt.

Jauchen NIE unverdünnt anwenden. Weder bei der Spritzanwendung gegen Schädlinge, noch bei Verwendung als Dünger. Als Faustregel gilt hier 1 : 10. Beispiel: 1 Liter Jauche + 10 Liter Wasser ergeben 11 l fertige Anwendung

Pflanzenjauchen enthalten viel Stickstoff und Kali. Sie sind damit für fast alle Pflanzen eine gute Stärkung. Auch fördern sie die Bildung des grünen Blattfarbstoffs Chlorophyll und locken nützliche Gartenhelfer an - beispielsweise Regenwürmer. Deshalb ist Pflanzenjauche zudem ein guter Aktivator für den Komposthaufen. Die einzigen Gemüsesorten, die eine derart stickstoffreiche Düngung nicht mögen, sind Erbsen, Möhren, Knoblauch und Zwiebeln.

BRÜHEN (SUD) werden als Aufguss bzw. Auszug hergestellt. Das geht relativ schnell, da keine Gärung stattfindet. In aller Regel werden entsprechende Pflanzen oder Pflanzenteile mit heißem Wasser überbrüht (übergossen) oder kurz mit Wasser aufgekocht. Pflanzenschutzmittel auf Rohmilchbasis bilden hier die Ausnahme, dürfen nicht wärmebehandelt werden um ihre Wirksamkeit zu behalten. 

Der größte Unterschied zur Jauche ist, Brühen (Sud) wird fast ausschließlich zum Pflanzenschutz - also zum Aufsprühen - verwendet. Den fertigen Sud unbedingt erkalten lassen, durch ein Sieb geben und verdünnen. Als Faustregel gilt hier 1:5. Beispiel: 100 ml Sud + 500 ml Wasser ergibt 600 ml fertige Anwendung

Reste der Brühe (Sud) kann man in einem Schraubglas für ca. vier Wochen aufbewahren und später erneut/wieder verwenden. Bitte möglichst kühl stellen.

Was haben Jauchen und Brühen (Sud) gemeinsam?

Egal ob Jauche oder Brühe (Sud) - NIEMALS bei voller Sonneneinwirkung anwenden. Insbesondere gilt das bei allen Anwendungen, wo auf das Blatt/die Pflanze gesprüht wird. Das kann zu Verbrennungen führen. Es versteht sich von selbst, dass Sprühanwendungen auch nicht an Regentagen stattfinden sollten. Die beste Zeit ist der frühe Morgen an einem bedeckten Tag.

Jauchen und Brühen (Sud) können ohne Bedenken über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden, bis die Schädlinge beseitigt bzw. der Nährstoffmangel ausgeglichen ist.

Übersprühte Früchte, Kräuter und/oder Gemüse können unbedenklich zeitnah geerntet und verzehrt werden, da selbige zuvor gewaschen werden.

Jauchen und Brühen (Sud) stellen keine Gefahr für unsere Nutzinsekten, Bienen und Haustiere dar.

Gängige Jauchen 

Pflanzenmaterial für Jauche(n)

Ansatz & Verwendung

Mischungsverhältnis

Brennnessel                         Schachtelhalm                             Knoblauch

  • Schädlingsbekämpfung sprühen  

z. B. Blattlaus, Ameisen

  • Düngung (gießen)
  • 1 kg Pflanzenschnitt auf 10 l Wasser
  • Achtung: Pflanzenteile ohne Samenstände benutzen

Pflanzenschutz/ Schädlingsbekämpfung

1 : 10

Empfindliche Pflanzen - 0,7 : 10

Düngung - 1 : 10

Jungpflanzen - 0,5 : 10

 Giersch Löwenzahn  Kamille

  • Schädlingsbekämpfung bedingt anwendbar
  • Düngung
  • 1 kg Pflanzenschnitt auf 10 l Wasser
  • Achtung: Pflanzenteile ohne Samenstände benutzen

Düngung

1 : 10

HINWEIS: Jauchen sollten generell durch ein feines Sieb oder ein Tuch abgegossen werden. So wird eine versehentliche Verbreitung von Samen oder Rhizome zuverlässig verhindert.

Bekannte Brühen (Sud) 

Pflanzen / Rohstoff

Ansatz & Verwendung

Mischungsverhältnis

Ackerschachtelhalm

Schädlingsbekämpfung - sprühen            z. B. - Blattlaus, Mehltau, Sternrußtau, Schorf, Spinnmilben 

  • 150 g frischen oder 15 g getrockneten Ackerschachtelhalm auf 1 l Wasser; 1 große Zwiebel; 1 Knoblauchknolle, etwas Öl zugeben und umrühren
  • Halme klein schneiden, Zwiebel und Knoblauch würfeln
  • so vorbereitet in kochendes Wasser (1l) geben, weitere 15 Min. köcheln lassen
  • den bräunlichen Sud durch ein Sieb in in Schraubflaschen oder Gläser füllen, abkühlen lassen
  • Sud hält unter Verschluss mehrere Wochen

Fertiger (Sprüh)Sud mit Wasser 1 : 5 verdünnen.

Zur Vorbeugung die Pflanzen im Frühling und Sommer etwa einmal wöchentlich gründlich einsprühen, dabei die Blüten auslassen.


Befallene Pflanzen an drei aufeinanderfolgenden Tagen behandeln. 

Grundsätzlich sollte man bei trockenem Wetter und nicht bei praller Sonneneinstrahlung sprühen, am besten am Morgen.

Waschnuss

 Blattlausbefall

  • 10 Waschnüsse in 1 Liter Wasser auskochen
  • ausgekühlten Sud in Spritzflasche füllen, befallene Pflanzen(teile) besprühen; oft reicht eine Anwendung

Keine Verdünnung!

Kalte Sud-Ansätze 

  • 100 g frische oder 10g getrocknete Pflanzenteile pro 1 Liter Wasser
  • mind. 1 Tag stehen lassen

1 : 10

Farnkraut

  • gegen Kaliummangel, Schnecken, Blattläuse

1 : 10

Brennnessel

  • gegen Blattläuse, Spinnmilben; zur Pflanzenstärkung

1 : 10

Rainfarn

  • gegen saugende Insekten wie Blattläuse, Kirschfruchtfliege, Apfelwickler

1 : 10

Holunderblätter-Sud

  • wirkt vorbeugend gegen Kohlweißling
  • Ameisen
  • Wühlmäuse, Maulwurf wenn man den Sud in die Gänge gibt

1 : 10


 

1 : 5 

Frische Milch / Rohmilch

Unbedingt FRISCHE Milch oder besser Rohmilch (Bio-Laden) verwenden. Schließlich machen die Mikroorganismen die Arbeit und sollten in der Milch noch am Leben sein.  

  • gegen echten Mehltau 

Die darin enthaltenen Mikroorganismen bekämpfen den Mehltau-Pilz. Das enthaltene Natriumphosphat stärkt zudem die Abwehrkräfte der Pflanze und beugt somit einer erneuten Erkrankung durch den Echten Mehltau vor. Zweimal wöchentlich ein Gemisch von Milch und Wasseraufsprühen.

1 : 8


Kleingartenanlage "Nordlicht" e. V. - Mitglied im Bezirksverband der Gartenfreunde Pankow e. V.